Das katalanische Labyrinth
Unabhängigkeit oder Verfassungsreform?
SWP-Aktuell 2015/A 05, Januar 2015, 8 Seiten
Katalonien befindet sich am Scheideweg zwischen
Unabhängigkeit und Verbleib im spanischen Staatsverband. Diese Frage
wird im Mittelpunkt der vorgezogenen Regionalwahlen am 27. September
2015 stehen. Dabei ist die weitere Entwicklung nicht nur von den
Machtverhältnissen in Katalonien abhängig, sondern ebenso vom Ausgang
der spanischen Parlamentswahl, die Ende des Jahres stattfinden wird.
Dass der Einfluss der Separatisten gewachsen ist, zeigte die
Volksbefragung vom 9. November 2014, die gegen Madrids Willen
organisiert worden war. Etwas mehr als ein Drittel der Katalanen nahm an
der rechtlich unverbindlichen Abstimmung teil. Das Ergebnis war
deutlich: Vier Fünftel sprachen sich für ein unabhängiges Katalonien
aus, 10 Prozent für einen eigenen Staat innerhalb Spaniens und lediglich
4,5 Prozent gegen beide Optionen. Die Befragung war nicht
repräsentativ, stärkte aber die Position des katalanischen
Regionalpräsidenten Artur Mas. Im Jahr 2015 – einem spanischen
Superwahljahr – werden sich wohl kaum Lösungsansätze auftun. Doch sollte
sich die Regierungskonstellation in Madrid ändern, könnte es ab 2016
durchaus Angebote an Katalonien und Diskussionen über eine
Verfassungsreform geben. Bleibt eine solche Entwicklung aus, wäre eine
Abspaltung Kataloniens vom spanischen Staatsverband nicht mehr
auszuschließen.
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